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Sportnation Deutschland – Stärkung des gesellschaftlichen Stellenwerts des Sports

Antrag
der Abgeordneten Jörn König, Klaus Stöber, Andreas Bleck, Edgar Naujok
und der Fraktion der AfD

Der Bundestag wolle beschließen:

I. Der Deutsche Bundestag stellt fest:

Sport ist ein wichtiger Bestandteil unserer Gesellschaft. Das gilt sowohl für den Spitzen- und Nachwuchsleistungssport als auch für den Breitensport. Mit knapp 90.000 Vereinen und rund 27 Millionen Mitgliedern sowie einer großen Anzahl an Freizeitsportlern, die nicht in Vereinen organisiert sind, ist Sport der größte Pfeiler unserer Gemeinschaft. Insbesondere der Breitensport ist eines der wichtigsten verbindenden Elemente in der Gesellschaft. Der Breitensport ermöglicht jedem Mitglied der Gesellschaft, Sport zu treiben. Er dient hauptsächlich der körperlichen Fitness, dem Ausgleich vom Bewegungsmangel sowie vor allem dem Spaß an der Bewegung. Im Sportverein werden zudem fundamentale Werte wie Leistungsbereitschaft, Toleranz, Solidarität, Disziplin, Fairness, Teamgeist und Disziplin vermittelt. Insbesondere für Kinder und Jugendliche ist Sport ein wesentliches Element zum Erlernen sozialer Kompetenz – gerade angesichts der zunehmenden Technisierung der Umwelt und der Herausforderungen durch die Gesamtschulen. Sie lernen Grenzen auszuloten und Selbstbewusstsein zu entwickeln. Sport im Sportverein stärkt den Zusammenhalt unserer Gesellschaft, da sich Unterschiede im Hinblick auf Alter, Herkunft, Beruf und soziale Stellung im Verein schnell auflösen („soziale Mobilität“).

Der Sport hilft Menschen mit Migrationshintergrund aktiv an der Gesellschaft teilzunehmen. Beim Sport begegnet man sich und pflegt ein unverkrampftes Miteinander, über das Vorurteile abgebaut werden. Durch die engagierte Arbeit in den Vereinen entstehen oft lokale Netzwerke, die über das Sporttreiben hinausgehen und zahlreiche Menschen aus unserer Gesellschaft zusammenbringen.

Neben dem Sport als Ganzem ist der Spitzensport ein weltweit angesehener Botschafter Deutschlands. Die Leistungen der Spitzenathleten und deren gewonnenen Medaillen sorgen weltweit für hohe Anerkennung der Sportler und des deutschen Sports insgesamt. Spitzensportler sind Vorbilder und motivieren Kinder, Jugendliche und Erwachsene Sport zu treiben. Unter anderem aus diesem Grund fördert das Bundesministerium des Innern und für Heimat den deutschen Spitzensport. Nach der 2018 reformierten Leistungssportreform sollen die Spitzensportler „von den besten Trainerinnen und Trainer unterstützt werden, in optimal ausgestatteten Trainingsstätten trainieren und sich möglichst ohne Existenzsorgen ihrem Sport widmen können“ (https://www.bmi.bund.de/DE/themen/sport/nationale-sportpolitik/ziele-und-aufgaben-deutscher-sportpolitik/ziele-und-aufgaben-deutscher-sportpolitik-node.html).

Sport ist ebenso ein wichtiger Teil der Gesundheitsvorsorge. Wer regelmäßig trainiert, stärkt sein Immunsystem, Herz und Kreislauf. Er stabilisiert seinen Bewegungsapparat und beugt Krankheiten wie Osteoporose, Übergewicht, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Diabetes vor. Gesundheitsprävention durch Sport wird immer wichtiger, denn durch den demografischen Wandel steigt der Altersdurchschnitt der Menschen. Schätzungen zufolge können mit einem investierten Euro drei Euro bei den Gesundheitskosten gespart werden (https://www.faz.net/aktuell/sport/mehr-sport/sportpolitik-die-kampagne-muesste-heissen-beweg-dich-du-sack-1102259.html).

Sport hat sich zudem zu einem bedeutenden Wirtschaftsfaktor entwickelt. 2018 trug der Sport 76 Milliarden Euro zum gesamtwirtschaftlichen Bruttoinlandsprodukt bei; sportbezogene Güter und Dienstleistungen im Wert von über 120 Milliarden Euro werden produziert; 1,2 Millionen Beschäftigte sind im Sport tätig; 71 Milliarden Euro geben private Haushalte für sportbezogenen Konsum aus (Sportsatellitenkonto 2018 https://www.bmwi.de/Redaktion/DE/Textsammlungen/Branchenfokus/Wirtschaft/branchenfokus-sportwirtschaft.html#:~:text=Sport%20ist%20nicht%20nur%20eine,zu%20einem%20bedeutenden%20Wirtschaftsfaktor%20entwickelt).

Sport ist längst nicht mehr die vielzitierte „schönste Nebensache der Welt“, sondern ein wichtiger Bestandteil unseres Lebens und Gesellschaft.

Sport ist auch immer ein Abbild des Zustands eines Landes, sowohl im positiven als auch negativen Sinne. Sanierungsbedürftige Sportstätten, eine zunehmende Unsicherheit der Leistungssportler hinsichtlich ihrer finanziellen und beruflichen Zukunft, Trainerabwanderung sowie keine ausreichende Unterstützung für Großveranstaltungen wie z.B. bei Olympia-Bewerbungen zeigen überdeutlich die gravierenden Defizite in der Wertschätzung des Sports und der Sportler.

II. Der Deutsche Bundestag fordert daher die Bundesregierung auf:

  1. die Rahmen- und Förderbedingungen für Leistungssportler und Trainer weiterzuentwickeln und zu verbessern.
  2. die Förderbedingungen für Sportverbände weiterzuentwickeln und zu vereinfachen.
  3. die Bewerbungen für Sportgroßveranstaltungen politisch und logistisch voranzutreiben und zu unterstützen.
  4. die Sportinfrastruktur zu erhalten und auszubauen.
  5. sich in den Bundesländern dafür einzusetzen, dass die gebührenfinanzierten öffentlich-rechtlichen Medien, insbesondere die dritten Programme über die gesamte Bandbreite der betriebenen Sportarten berichten und besonderen Schwerpunkt auf regional starke Sportarten richten.

Berlin, den 09.03.2022

Dr. Alice Weidel, Tino Chrupalla und Fraktion

Begründung

Schon im 8. Sportbericht der Bundesregierung heißt es:“ Der Sport und die ihn tragenden Sportorganisationen gehören in der Bundesrepublik Deutschland zu den stabilisierenden und wertevermittelnden Institutionen des gesamten Staatswesens, da sie für den Staat unverzichtbar sind und damit die gesellschaftspolitische Bedeutung des Sports ausmachen.“ (8. Sportbericht v. April 1995 Seite 8).

Dennoch gibt es bis heute keine klare gesetzliche Regelung des Bundes für die Sportförderung. In einem Welt-Online Interview vom 25.12.2021 geht die mehrfache Olympiasiegerin im Dressurreiten Isabell Werth noch einen Schritt weiter und wünscht sich ein eigenes Bundesministerium für Sport. So ist es ihr „ein Rätsel, warum die große Politik dem Sport, in dem 27 Millionen Menschen organisiert sind, nicht mehr Bedeutung beimisst“, wobei sie „keinesfalls nur den Spitzensport“ meint. „Der Sport könnte so manches Problem der Gesellschaft lösen, die durch einen zunehmenden Bewegungsmangel immer kranker wird.“

Der Sport ist dem Bundesministerium des Innern und für Heimat unterstellt. Im Sportausschuss werden sportpolitische Impulse gesetzt und Gesetzgebungsverfahren eingeleitet. Im Gegensatz dazu gibt es ein Staatsministerium für Kultur und Medien, das direkt dem Kanzleramt zugeordnet ist. Seine Staatsministerin Claudia Roth nimmt an den Sitzungen des Bundeskabinetts teil und ist zugleich Leiterin einer obersten Bundesbehörde mit ca. 400 Mitarbeitern in Berlin und Bonn.

Wie wenig das Thema Sport „auch im Bundestagswahlkampf kaum Beachtung fand“, kritisiert Deutschlands erfolgreichste Olympionikin Birgit Fischer in dem gleichen Welt-Online Interview vom 25.12.2021. Das verdeutlicht ebenso die Antrittsrede der neuen Bundesministerin des Innern und für Heimat im Kabinett Scholz, Nancy Faeser, am 12.01.2022, die den Sport mit keinem Wort erwähnte.

Die Rahmen- und Förderbedingungen für Leistungssportler und Trainer müssen weiterentwickelt und verbessert werden.

Ein Leistungssportler investiert viel Zeit und Kraft in seinen Sport: tägliches Training, extrem körperliche und psychische Belastungen, Verletzungsgefahr, Wohnortwechsel, Hintenanstellen der beruflichen Ausbildung und der familiären Situation – oft verbunden mit einer finanziellen Unsicherheit für die Zukunft. Die finanzielle Sportförderung und Altersvorsorge (nur für den Zeitraum als Kaderathlet) reichen nicht aus, sich ein finanzielles Standbein für die Zeit nach dem Leistungssport aufzubauen bzw. anzusparen.

Nicht alle Leistungssportler gehen als Athlet zur Bundeswehr, Polizei oder Zoll und bleiben dort. Der DOSB bemüht sich mit Förderprogrammen eine duale Karriere der Spitzenathleten zu unterstützen, aber die Vereinbarkeit von Leistungssport und Studium ist heute mit Bachelor und Master noch schwieriger geworden. Oftmals brechen Spitzensportler noch vor dem Höhepunkt ihrer Karriere die spitzensportliche Laufbahn zu Gunsten der beruflichen Laufbahn ab. Nachwuchstalente überlegen sich heute mehr denn je, ob sie sich für eine Spitzensport-Laufbahn entscheiden. Eine deutliche Erhöhung der Spitzensportförderung ist daher mehr als angemessen.

Zu den gegebenen Umständen kommt noch hinzu, dass sich die Leistungssportler immer weniger von der Gesellschaft wertgeschätzt fühlen. So sagt die ehemalige deutsche Schwimmerin und mehrfache Olympiasiegerin Britta Steffen: „Die Wertigkeit des Leistungssports nimmt in der Gesellschaft immer weiter ab. In den 1990er und früheren 2000er Jahren war Olympia noch ein Event. Heutzutage wird der Leistungssport und was die Athleten dort schaffen nicht mehr so wertgeschätzt. Viele Leute sehen nicht, was die Athleten für ihren Sport alles auf sich nehmen, meckern dann aber, wenn die sportliche Leistung einmal nicht stimmt (https://taz.de/Britta-Steffen-ueber-ihre-neue-Karriere/!5800771/)“.

Die Olympischen Spiele in Tokio waren die mit der schlechtesten Bilanz seit der Wiedervereinigung. Mit Rang neun im Medaillenspiegel liegt Deutschland im Vergleich zu den Spielen der letzten Jahre deutlich zurück. Nach Auffassung von Triathlon-Präsident Martin Engelhardt ist die fehlende Anerkennung des Leistungssports ein Grund für das mäßige Abschneiden in Tokio. „Insgesamt hat die Bedeutung des Leistungssports in unserer Gesellschaft dramatisch abgenommen. Der Leistungsgedanke ist, wenn man wissenschaftliche Befragungen im Ländervergleich anschaut, in Deutschland im Keller“. Außerdem „herrsche in Deutschland keine Begeisterung für den Leistungssport“ (/https://web.de/magazine/sport/olympia/sommer/triathlon-chef-martin-engelhardt-nennt-gruende-historisch-schwache-medaillenausbeute-tokio-36103458). Wer heute Leistungssport macht, wird eher belächelt als bewundert. Nationale Sportvorbilder wie Steffi Graf oder Boris Becker gibt es nicht mehr.

Die Wertschätzung der Leistungssportler beginnt in der Politik. Wie wenig diese aber gewürdigt werden, zeigt die Ablehnung der bereits zweimal von der AfD geforderten Erhöhung der Olympiaprämien.

Ein Olympia-Sieg – Höhepunkt einer Sportlerkarriere – wird belohnt mit 20.000,- Euro für Gold, 15.000,- Euro für Silber und 10.000,- Euro für Bronze; in Raten ausgezahlt von der Deutschen Sporthilfe ein Jahr nach dem Olympiasieg. Im Verhältnis zu den anderen Nationen ist das sehr viel geringer und führt zunehmend zur Unzufriedenheit der Leistungssportler. Schon 2016 sagte der frühere Schwimmer Markus Deibler: „In einem Land, in dem ein Olympiasieger 20.000,- Euro Siegprämie bekommt und ein Dschungelkönig 150.000,- Euro sollte sich niemand über fehlende Medaillen wundern“ (https://www.welt.de/sport/olympia/article157625587/Ex-Schwimmer-rechnet-mit-deutschem-Sportsystem-ab.html). Der Speerwurf-Olympiasieger Thomas Röhler fordert im Juli 2021 insgesamt eine Überprüfung des Anreizsystems Prämienauszahlung. Aktuell beklagt der Biathlet Erik Lesser öffentlich: „Ski alpin, Skisprung Herren und Biathlon bekommen nämlich genau null Euro für einen Sieg, aber ganz viel Ruhm und Ehre“ und weiter:“ Fällt mir gerade ein: Wenn ihr Euch auf die Balkone stellt und einfach klatscht so als „Danke“( https://www.focus.de/sport/wintersport/olympia-2022-0-euro-top-biathlet-lesser-mit-kritik-an-praemien-doch-sportfunktionaer-liefert-begruendung_id_48114413.html)“ – als zynischer Verweis auf das Klatschen für die Mitarbeiter aus dem Gesundheitsbereich während der Pandemie. Statt von der Deutschen Sporthilfe erhalten die Gewinner vom Deutschen Skiverband eine Prämie: 25.000,- Euro für Gold, 15.000,- Euro für Silber und 7.500,- Euro für Bronze.

Die Anträge der AfD „Angemessene Prämien für Olympiasieger, Paralympicssieger, Medaillengewinner und Platzierte für Tokio 2021“ (Drs. 19/19161) vom 13.05.2020 und „Erhöhung der Prämien für Olympiasieger, Paralympicssieger, Medaillengewinner und Platzierte ab den Olympischen und Paralympischen Sommer- und Winterspielen Peking 2022 und Paris 2024 (Drs. 20/194) vom 22.10.2021 wurden von den anderen Fraktionen jeweils mit der Begründung abgelehnt, dass die Förderung im Gesamten und nicht die einzelne Olympiaprämie betrachtet werden müsste. Dabei verkennen sie, dass die Prämie in den Augen der Sportler eine Wertschätzung ihrer Leistung darstellt.

Ebenso müssen die Rahmen- und Förderbedingungen für Trainer verbessert werden.

Ohne den Einsatz der Trainer kann kein Sportler Spitzenleistung erbringen. Doch Trainer erfahren kaum Anerkennung, werden schlecht bezahlt und haben wenig Perspektiven, so dass immer mehr hochqualifizierte und erfolgreiche Trainer ins Ausland abwandern. Aktive, die aufhören, schlagen immer seltener die Trainerlaufbahn ein. Trainingslager, Wettkampfreisen und eine Arbeitswoche zwischen 80 und 100 Stunden sind der Arbeitsalltag eines Trainers. Bob-Chefcoach Renè Spies erklärt, dass „eine ganz klare finanzielle Anpassung auf allen Trainerposten in Deutschland erfolgen muss“ (https://www.welt.de/sport/article236750055/Olympia-2022-Sturz-beim-Riesenslalom-Schien-und-Wadenbeinbruch.html).

Zudem sind die Verträge von Bundestrainern nur befristet und an einen Olympiazyklus geknüpft. Gerade mit der Verschiebung der Olympischen Spiele in Tokio 2020 ins Jahr 2021 wurde das Problem der Trainer-Verträge besonders deutlich. Auch wenn die meisten Trainer im Laufe des Jahres wissen, wie es für sie weitergeht, bleibt doch immer eine ungewisse Verunsicherung. So wurde z.B. der Vertrag von Sprint-Bundestrainer Danny Leger zum 01.01.2021 nicht verlängert – ein Jahr vor den Olympischen Winterspielen in Peking.

Der Trainerberuf muss attraktiv werden, das heißt keine Kettenverträge, angemessene Vergütung, Prämien und ein „attraktives“ Grundgehalt.

Förderbedingungen für Sportverbände und Sportgroßveranstaltungen müssen weiterentwickelt und vereinfacht werden.

In den Sportverbänden und deren Vereine werden die Grundsteine für den Leistungssport gelegt. Der Sport ist neben seinen eigenen Einnahmen auf öffentliche Zuwendungen angewiesen. Die Sportförderung zwischen Bund, Ländern und Gemeinden muss auch in Zukunft gesichert sein und sollte so unbürokratisch wie möglich sein.

Deutschland ist ein hervorragender Standort für internationale Sportereignisse. „Es gibt kein größeres öffentliches Bekenntnis zu seinen Athleten und der Wichtigkeit des Sports, wenn man eine Austragung anstrebt“ – so Katharina Witt (https://www.mopo.de/sport/olympia/olympiasiegerin-kati-witt-rechnet-ab-traeumen-der-weltspitze-nur-hinterher/). Bei internationalen Sportgroßveranstaltungen fiebern die Zuschauer, ganz gleich, ob selbst aktive Sportler oder eher Sportkonsumenten, mit den deutschen Sportlern und den Nationalmannschaften der jeweiligen Sportart mit. Beste Beispiele sind die Euphorie beim Gewinn der Fußball-WM 2014 oder das „Sommermärchen“ bei der Fußball-WM 2006, bei der das Motto „Die Welt zu Gast bei Freunden“ gelebt wurde. Sportgroßveranstaltungen finden fast nur noch im Ausland statt; Deutsche Olympia-Bewerbungen scheitern. Sommerspiele Berlin 2000: Berlin scheitert nach einer schlechten Kampagne und mit nur wenig Unterstützung aus der Politik im zweiten Wahlgang. Sommerspiele Leipzig 2012: In einer innerdeutschen Vorauswahl setzt sich Leipzig gegen Hamburg durch; allerdings erreicht die Bewerbung noch nicht einmal die Finalrunde. Winterspiele München 2018: Das IOC gibt Pyeongchang den Vortritt. Winterspiele München 2022: Eine knappe Mehrheit der Bevölkerung lehnt eine erneute Bewerbung ab. Sommerspiele Hamburg 2024: 51,6 Prozent lehnen ebenfalls die Bewerbung ab. Sommerspiele Rhein-Ruhr 2032: Brisbane erhält nach einem IOC Votum den Zuschlag bevor überhaupt eine Bewerbung abgegeben wurde. Sportgroßereignisse verbessern die Innenstruktur des Landes. Vorhandene Infrastrukturen können die Gastgeberregion deutlich aufwerten. Das würde sowohl Sport- und Veranstaltungsstätten als auch die Verkehrs- und technische Infrastruktur betreffen. Um eine Akzeptanz und Zustimmung in der Bevölkerung zu erreichen, muss sie bereits vor Beginn der Planungen und in der gesamten Vorbereitungszeit aktiv beteiligt werden. Unabdingbare Voraussetzungen für die Ausrichtung sind der Nachweis von Transparenz, Kostenbewusstsein, Nachhaltigkeit und Fairness im Umgang miteinander.

Ohne Sportstätten kein Sport. Deutschland braucht moderne und funktionsfähige Sportstätten, die sich an den Bedürfnissen der Menschen ausrichten. Doch die Infrastruktur ist veraltet, der Sanierungsbedarf beträgt ca. 31 Milliarden Euro (https://www.demo-online.de/artikel/dosb-beziffert-sportstaetten-sanierungsbedarf-31-milliarden-euro). 20-50% aller Sportstätten sind sanierungsbedürftig. Sporthallen und Schwimmbäder sind besonders vom Investitionsstau betroffen. Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) fordert anlässlich des ersten Sportstättentages im Oktober 2021 gemeinsam mit den Städten und Gemeinden sowie mit der International Association for Sports and Leisure Facilities (IAKS) die Bundesregierung zur Verbesserung der Sportanlagen auf. Es bedarf einer modernen und bedarfsgerechte Sportstättenplanung unter Einbeziehung aller betroffenen Akteure. Sportstätten müssen „gebaute Einladungen zum Sporttreiben“ sein, so Prof. Dr. Kähler vom IAKS. Der Sanierungsstau muss aufgeholt werden. Sportstätten müssen so entsprechend umgestaltet werden, dass sie für den Sport von morgen passen.

Sportarten und ihre Athleten müssen durch die Medien bekannt gemacht werden. Auftrag der öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten ist es, die Gesellschaft und damit auch den Sport angemessen abzubilden, wobei sie die „Ausgewogenheit ihrer Angebote zu berücksichtigen haben“ (§26 Medienstaatsvertrag). Für das ZDF ist „Sport ein wichtiger Bestandteil der Lebenswirklichkeit unserer Gesellschaft. Die Berichterstattung über Breiten- und Spitzensport gehört zum Programmauftrag der öffentlich-rechtlichen TV-Sender“ (https://www.zdf.de/zdfunternehmen/zdf-programmprofile-und-kosten-genre-sportsendungen-102.html). Für die ARD ist der Sport mehr als nur Fußball (https://www.ard.de/die-ard/spezial/Die-ARD-und-ihr-Auftrag-100). Dennoch erhält der Fußball – außerhalb der Übertragung der Olympischen Spiele oder anderer Großsportereignisse – die besten Sendeformate und längsten Übertragungszeiten, während zu wenig über andere Sportarten berichtet wird. Die öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten argumentieren, dass sie sich mit ihrem Programmauftrag nur daran orientieren, was die Zuschauer wünschen und das „sei eben Fußball“ (https://www.tag24.de/unterhaltung/tv/zu-viel-fussball-oeffentlich-rechtliche-erneut-in-der-kritik-2023622). Sportarten wie Leichtathletik, Radrennen, Schwimmen oder Ähnliches finden kaum in den öffentlich-rechtlichen sowie in den privaten Medien statt. Für die privaten Medien sind diese Sportarten weniger interessant, weil sie nicht genug werberelevante Zuschauer mobilisieren. Und was nicht werberelevant ist, wird nicht gezeigt. Daher sind die öffentlich-rechtlichen Sender umso mehr angehalten, andere Sportarten zu zeigen.

Nachwuchs- und Breitensportler brauchen Vorbilder. Diese Vorbilder und der Sport müssen in seiner gesamten Breite auch für alle sichtbar sein und vermittelt werden. Insbesondere in den dritten Landes- und Regionalprogrammen sollte im Querschnitt und nach regionalen Besonderheiten über den Sport berichtet werden.

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