Antrag
der Abgeordneten Jörn König, Klaus Stöber, Andreas Bleck, Edgar Naujok und der Fraktion der AfD
Der Bundestag wolle beschließen:
I. Der Deutsche Bundestag stellt fest:
Olympische Spiele sind das größte universale und bis auf wenige Ausnahmen in der jüngsten Vergangenheit auch großartigste Sportereignis weltweit. Deutschland hat seit 1972, den Sommerspielen in München, keine Olympischen Spiele mehr ausgerichtet. München hat in diesem Jahr, u.a. mit den „European Championships“, der Austragung von neun Europameisterschaften innerhalb von elf Tagen – zu einem großen Teil in den Sportstätten von 1972, „50 Jahre Olympische Spiele München 1972“ gefeiert. Keine der großen Sportnationen und der großen Wirtschaftsnationen war so lange, inzwischen wie geschrieben 50 Jahre, nicht mehr Ausrichter von Olympischen Spielen.
In allen G7-Staaten, außer in Deutschland, fanden seitdem, teilweise mehrfach Olympische Spiele statt bzw. wurden für die nächsten Jahre Olympische Spiele vergeben: Großbritannien (2012 London), je zweimal Frankreich (1992 Albertville, 2024 Paris), Italien (2006 Turin, 2026 Mailand) und Japan (1998 Nagano, 2021 Tokyo), Kanada dreimal (1976 Montreal, 1988 Calgary, 2010 Vancouver) und die USA gleich fünfmal (1980 Lake Placid, 1984 Los Angeles, 1996 Atlanta, 2002 Salt Lake City, 2028 Los Angeles) waren Gastgeber oder werden Gastgeber sein.
Dazu kommen Sportnationen, die zu einem erheblichen Anteil mit Sport Politik machen, wie Russland bzw. die Sowjetunion (1980 Moskau, 2014 Sotschi), China (Peking 2008 Sommer, 2022 Winter), aber auch kleinere Wintersportnationen wie Österreich (1976 Innsbruck) und Norwegen (1994 Lillehammer) und weitere große außereuropäische Wirtschaftsnationen wie Australien (2000 Sydney, 2032 Brisbane) und Korea (1988 Seoul, 2018 PyeongChang).
Seit den Spielen 1972 in München hat sich Deutschland sechsmal um die Ausrichtung Olympischer Spiele beworben, dreimal um Sommerspiele, dreimal um Winterspiele. Aus den unterschiedlichsten Gründen war keine dieser Bewerbungen erfolgreich.
1986 war Berchtesgaden mit der Bewerbung um die Olympischen Winterspiele 1992 in einem Feld von insgesamt sieben Bewerberstädten chancenlos. Berlin scheiterte 1993 aufgrund schlechter Vorbereitung, organisatorischer Pannen und massiver Proteste gegen die Bewerbung in der Stadt mit der Bewerbung für die Sommerspiele 2000. Leipzig, das sich um die Sommerspiele 2012 bewerben wollte, wurde bei der Vorauswahl durch das IOC als angeblich zu klein befunden.
München bewarb sich zum ersten Mal 2011 um die Ausrichtung von Winterspielen für 2018. Mit seiner erstklassigen Bewerbung war die bayerische Landeshauptstadt aber gegen PyeongChang (Korea) unterlegen, dass sich 2011 bereits zum dritten Mal in Folge beworben hatte und bei den ersten beiden Bewerbungen stets nur knapp unterlegen war.
Eine beabsichtigte Bewerbung von Hamburg um die Ausrichtung der Olympischen Sommerspiele 2024 scheiterte an einem Volksentscheid, bei dem eine Bewerbung mit 51,6 Prozent abgelehnt wurde. Auch die beabsichtigte neue Bewerbung Münchens um die Winterspiele 2022 wurde durch den knapp negativen Ausgang von Bürgerentscheiden in den vier Regionen Bayerns, in denen die Spiele ausgetragen werden sollten, gestoppt. Grund dafür waren vermutlich vor allem zum Zeitpunkt der Bürgerbefragung noch nicht geklärte organisatorische Details, auch die zu späte Einbindung der Bevölkerung, inklusive deren Vorbereitung auf den Bürgerentscheid, und auch das in der Bevölkerung schwer angeschlagene Image des Internationalen Olympischen Komitees (IOC).
Im Zuge der Vorbereitung und der Austragung der Olympischen Winterspiele 2022 im Großraum Peking war die Kritik an der Vergabe der Olympischen Spiele an Peking durch das Internationale Olympische Komitee und am Ausrichterland China so laut geworden wie nie zuvor.
In den Jahren zuvor hatte es bereits mehrfach Kritik an der Vergabe von Olympischen Spielen durch das Internationale Olympische Komitee gegeben, u.a. wegen der Vergabe an diktatorisch und autokratisch geführte Staaten, parallel dazu, kaum mehr zu vertretender Kosten für den Bau neuer Sportstätten und, daraus oft folgend, mangelnder Nachnutzung und Nachhaltigkeit – oder teilweise einer Kombination dieser Sachverhalte. Dies betraf vor allem die Sommerspiele 2008 in Peking und 2016 in Rio de Janeiro, sowie die Winterspiele 2014 in Sotschi und 2022 erneut in Peking.
Im Fall der Winterspiele 2022 in Peking war die Kritik aber so heftig wie nie zuvor. Das so in die Kritik geratene IOC verteidigte sich in diesem Fall unter anderem auch mit dem Hinweis, dass sich nur Peking und Almaty (Kasachstan) zur Wahl gestellt und sich andere Kandidaten wie München, Oslo und Stockholm zurückgezogen hätten. Daraus entstand der Slogan: Wer nicht Teil der Lösung (sprich Bewerber) ist, ist auch ein Teil des Problems – keinen anderen Austragungsort finden zu können. Daraus ergab sich die indirekte Aufforderung an demokratische Staaten, die auch die sport-infrastrukturellen Voraussetzungen dafür haben, sich um die Ausrichtung von Olympischen Spielen zu bewerben.
II. Der Deutsche Bundestag fordert die Bundesregierung daher auf,
- dafür Sorge zu tragen, dass das für den Sport zuständige Bundesministerium des Innern und für Heimat (BMI) gemeinsam mit dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) die finanziellen und organisatorischen Voraussetzungen für eine Bewerbung um die Olympischen Sommerspiele zum nächstmöglichen Termin vorbereitet, eine solche Bewerbung anstrebt und unverzüglich die Future Host Summer Commission des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) darüber informiert, dass Deutschland mit einer noch zu benennenden Bewerberstadt die Ausrichtung der Olympischen Sommerspielezum nächstmöglichen Termin anstrebt.
- das für den Sport zuständige Bundesministerium des Innern und für Heimat (BMI) solle gemeinsam mit dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) einen Auswahl- bzw. Bewerbungsprozess starten, dessen Ergebnis die Auswahl einer geeignete Bewerberstadt ist, mit der Deutschland die Ausrichtung der Olympischen Sommerspiele zum nächstmöglichen Termin anstrebt.
- das Bundesministerium des Innern und für Heimat (BMI) aufzufordern, gemeinsam mit dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) dafür zu sorgen, dass sich Deutschland für den Fall des Scheiterns einer Bewerbung um die Ausrichtung der Olympischen Sommerspiele zum nächstmöglichen Termin mit der ausgewählten Bewerberstadt kontinuierlich weiter für die folgenden Olympischen Sommerspiele bewerben wird.
Berlin, den 01.09.2022
Dr. Alice Weidel, Tino Chrupalla und Fraktion
Begründung
Deutschland hatte ursprünglich die Absicht, sich schon um die Ausrichtung der Olympischen Sommerspiele 2032 zu bewerben.
Das Internationale Olympische Komitee (IOC) unter Führung des sich selbst als Weltbürgers sehenden Thomas Bach änderte aber, ohne das entsprechend deutlich zu kommunizieren, das Vergabeverfahren und vergab die Olympischen Sommerspiele 2032 völlig überraschend bereits im Jahr 2021, also elf Jahre vor dem Termin der Spiele, an Brisbane in Australien, wo Bachs enger Freund, Wahlhelfer und IOC-Vizepräsident John Coates NOK-Präsident ist.
Üblich war es bis dahin, dass Olympische Spiele sieben Jahre vor dem Termin der Spiele vergeben werden. IOC-Präsident Bach fiel mit der überraschend frühen Vergabe der Spiele an Brisbane der beabsichtigten Bewerbung Deutschlands in den Rücken und düpierte damit auch andere Kandidaten, die eine Bewerbung für 2032 ins Auge gefasst hatten und von einer Vergabe der Spiele erst im Jahr 2025 ausgegangen waren.
Nach den neuen Abläufen im IOC muss davon ausgegangen werden, dass die Vergabe der Olympischen Spiele zum nächstmöglichen Termin möglicherweise schon im Jahr 2025, spätestens aber 2029 erfolgen wird. Dann wird Thomas Bach nicht mehr IOC-Präsident sein, da er 2025 kein weiteres Mal für ein Amt im IOC kandidieren darf. Möglich ist allerdings, dass das IOC-Exekutivkomitee bereits in der letzten Phase der Amtszeit von Thomas Bach eine Richtung für die Vergabe der Spiele zum nächstmöglichen Termin vorgibt.
Ebenso wird die vom IOC-Präsidenten und dem -Exekutivkomitee neu geschaffene Future Host Commission, von der es eine für Sommer- und eine für Winterspiele gibt, schon in den nächsten Jahren Gespräche mit Interessenten an der Ausrichtung der Olympischen Sommerspiele zum nächstmöglichen Termin führen und möglicherweise schon früh eine Empfehlung abgeben, an die sich das von Thomas Bach beherrschte Exekutivkomitee und später zum offiziellen Abnicken auch die IOC-Vollversammlung halten wird.
Nach der frühzeitigen Vergabe der Olympischen Sommerspiele 2032 hatten das IOC und die Future Host Commission Kritik an dem erstmals so vorgenommenen Vergabeverfahren mit der Behauptung abgewehrt, dass andere Bewerber, insbesondere Deutschland, ihr Interesse an der Ausrichtung der Spiele angeblich nicht eindeutig genug bekundet hätten.
Aus diesem Grund ist es dringend notwendig, dass Deutschland beim IOC und bei der Future Host Summer Commission schnellstmöglich klar und eindeutig sein Interesse an der Ausrichtung der Sommerspiele zum nächstmöglichen Termin bekundet und das ebenso zügig entschieden wird, mit welcher Stadt Deutschland in die Bewerbung um die Spiele geht.
Deutschland hat bereits heute Städte bzw. Regionen, die hervorragend geeignet sind, Olympische Sommerspiele ohne großen Bau-Gigantismus auszurichten.
Wenn das IOC diesem Gigantismus, nach entsprechender Kritik nach den letzten Vergaben Olympischer Spiele, unter anderem an Rio de Janeiro oder Peking, tatsächlich abschwören will, dann fielen unter denen, die bereits ihr Interesse an der Ausrichtung der Olympischen Sommerspiele 2036 bekundet haben, u.a. Bewerber wie Ägypten mit seiner geplanten neuen Hauptstadt östlich von Kairo, Doha in Katar, zusätzlich schon aufgrund der klimatischen Bedingungen dort, Ahmedabad in Indien oder Jakarta in Indonesien schon von vornherein aus der Bewerbergruppe heraus.
Andere Interessenten wie London, Montreal, Mexico-Stadt oder Turin haben in den vergangenen Jahrzehnten bereits Olympische Spiele ausgerichtet.
In Deutschland hatten für 2032 vor allem zwei Bewerber ihr Interesse an der Ausrichtung der Olympischen Spiele bekundet.
Das eine ist das von Sportmanager Michael Mronz initiierte privatwirtschaftliche Projekt Rhein-Ruhr-City. Dieses sieht Olympische Spiele weit über Nordrhein-Westfalen verteilt, in weitgehend vorhandenen Sportstätten von Hamm bis nach Aachen und von Gelsenkirchen bis nach Bonn vor.
Eine derart weite Verteilung der Sportstätten ist nach der Agenda 2020 des IOC zwar möglich. Sie zerstört aber den Charakter von Olympischen Spielen, da eine solche Zersplitterung zu 30 oder 40 einzelnen Weltmeisterschaften führen würden und das, was Olympische Spiele einmal waren, ein gemeinsames Fest aller Sportarten und Sportler, nur noch im Fernsehen stattfinden würde.
Dennoch ist Nordrhein-Westfalen ein geeigneter Platz für Olympische Spiele, allerdings auf ein wesentlich kleineres Gebiet begrenzt. Die Landeshauptstadt Düsseldorf, insbesondere mit der Messe und angrenzenden Sportanlagen im Norden der Stadt, Essen mit der Messe im Südwesten und Duisburg mit dem Sportpark Wedau könnten ein Dreieck bilden, in dem bei geringen Entfernungen und mit wenigen Ausnahmen fast alle Sportarten ausgetragen werden könnten.
Die zweite deutsche Stadt, die nach wie vor ihr Interesse an der Ausrichtung von Olympischen Sommerspielen bekundet, ist die mit ihrer Bewerbung für die Spiele 2000 gescheiterte Hauptstadt Berlin. Auch in Berlin sind bereits viele Sportstätten vorhanden, die für die Ausrichtung der Wettkämpfe bei Olympischen Spielen geeignet sind. Ein Problem könnte hier die politische Stimmung mit Bezug auf Olympische Spiele in der Bevölkerung sein. Wie schon bei der Bewerbung für die Spiele im Jahr 2000 ist in der Hauptstadt mit einer größeren Anti-Olympia-Bewegung zu rechnen.
Auch andere Städte wie Hamburg oder Frankfurt kämen in Frage, wobei in diesen Städten wesentliche größere Investitionen in die Sport-Infrastruktur notwendig wären.
Auch beim Scheitern einer Bewerbung für die Ausrichtung der Sommerspiele zum nächstmöglichen Termin sollte sich Deutschland mit der ausgewählten Bewerberstadt kontinuierlich weiter für die folgenden Olympischen Sommerspiele bewerben. Einer der im Juni 2019 beschlossenen Kernpunkte des IOC für den Bewerbungsprozess um Olympische Spiele ist das „dauerhafte Interesse an der Ausrichtung Olympischer Veranstaltungen bei Städten/Regionen/Ländern und den Nationalen Olympischen Komitees (NOK)“. Dieses dauerhafte Interesse könnte mit der Interessenbekundung für 2032 und einer Bewerbung zum nächstmöglichen Termin und ggf. darüber hinaus deutlich demonstriert werden. Deutschland hat auf alle Fälle beste Voraussetzungen, Olympische Sommerspiele auszurichten.