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Auszahlung einer lebenslangen Versorgung ab dem 40. Lebensjahr für Olympiasieger, Paralympics Sieger und Medaillengewinner für olympische und paralympische Sommer- und Winterspiele anlässlich der Olympischen Spiele in Paris 2024

Antrag
der Abgeordneten Jörn König, Klaus Stöber, Andreas Bleck, Edgar Naujokund der Fraktion der AfD

Der Deutsche Bundestag wolle beschließen:

I. Der Deutsche Bundestag stellt fest:

Sport auf Weltklasseniveau fordert viele Entbehrungen. So absolvieren Leistungssportler[1] bis zu 15 Trainingseinheiten in der Woche; 20 Stunden Training sind fast Mindeststandard, z.B. sind in Ausdauersportarten deutlich höhere Stundenzahlen die Regel. Ein hoher zeitlicher Aufwand für das Training, dazu die Fahrten zum Training und den Wettkämpfen, physiotherapeutische bzw. ärztliche Betreuung, Materialpflege und Trainingsanalyse bestimmen den Alltag eines Spitzensportlers. Höhepunkt ist die Teilnahme an den Olympischen bzw. Paralympischen Spielen mit dem Ziel eine Olympia-Medaille zu gewinnen. Für eine Goldmedaille erhält der Sportler eine Prämie in Höhe von 20.000, – Euro; für Silber und Bronze gibt es 15.000, – Euro bzw. 10.000, – Euro. Honoriert wird jeweils der größte Erfolg, unabhängig von der Anzahl der gewonnen Medaillen (https://www.sporthilfe.de/ueber-uns/medien/pressemitteilungen/tokio-2020-rund-135-millionen-euro-praemien-fuer-olympia-starterinnen Pressemitteilung v. 08.08.2021 abgerufen am 30.03.2022). Ausbezahlt wird die Prämie erst ein Jahr nach den Olympischen bzw. Paralympischen Spielen über einen Zeitraum von zwölf Monaten durch die Deutsche Sporthilfe. Im Vergleich zu anderen Nationen sind die Prämien für die erworbenen Medaillen eher gering. Das wird schon seit langem von den Sportlern kritisiert (https://www.welt.de/sport/olympia/article157625587/Ex-Schwimmer-rechnet-mit-deutschem-Sportsystem-ab.html; https://www.sport.de/news/ne4552535/olympia-2021–peinlich-so-wenig-ist-eine-deutsche-goldmedaille-wert/ ), die in der im Verhältnis niedrigen Summe auch eine fehlende Wertschätzung und Anerkennung ihrer Leistung sehen.

Trotz Medaillengewinn ist die Zukunft auch für erfolgreiche Olympioniken oft ungewiss. Während ihrer aktiven Zeit erhalten sie im Rahmen der Spitzensportförderung eine Förderung durch die Deutsche Sporthilfe, die maximal als Nachaktiven-Förderung bis zu einem Betrag in Höhe von 500,- Euro drei Jahre über das Ende hinaus erfolgt (https://www.sporthilfe.de/athletenfoerderung/foerderkonzept). Seit dem Jahr 2020 wurde die Sporthilfe um einen wichtigen Baustein „Altersvorsorge“ erweitert, für den sie einen Zuschuss bekommen. So sollen die finanziellen Nachteile ausgeglichen werden, die aus einem verzögerten Berufseinstieg erwachsen. Dieser Zuschuss wird aber lediglich während der aktiven Kaderzugehörigkeit gewährt.

Wer Leistungssport betreibt, muss auf sein Ziel fokussiert sein und ordnet seine Karriere im Spitzensport dem Einstieg ins Berufsleben unter. Zwischen dem achtzehnten und fünfundzwanzigsten Lebensjahr sind Sportler in den meisten Sportarten auf dem Höhepunkt ihrer sportlichen Leistung. Das ist aber auch die Zeit, in denen sie die Weichen für ihre berufliche Zukunft stellen. Wer neben dem Leistungssport studiert oder eine Ausbildung beginnt, muss mit längeren Ausbildungs- oder Studienzeiten rechnen, verbunden mit einem deutlich späteren Berufseinstieg als andere im gleichen Alter. Zahlreiche vielversprechende Talente beenden deshalb nach dem Abitur bzw. Schulabschluss und vor dem Studium oder der Ausbildung ihre sportliche Karriere, weil sie sich die Doppelbelastung nicht zutrauen und eher auf die Zeit danach setzen.

Wer sich für den Spitzensport entscheidet, verzichtet insofern freiwillig mehrere Jahre auf den Einstieg ins Berufsleben und somit auch auf einen Teil seiner Rente. Der Sportler tut das für sich, aber auch für seine Heimat Deutschland.

Eine lebenslange Versorgung für Olympiasieger, Paralympics Sieger und Medaillengewinner bedeutet nicht nur eine gesellschaftliche Wertschätzung, sondern bietet insbesondere eine finanzielle Sicherheit.


[1] Wir verwenden in diesem Antrag das generische Maskulinum.

II. Der Deutsche Bundestag fordert daher die Bundesregierung auf,

  1. die Deutsche Sporthilfe aufzufordern, Olympiasiegern, Paralympics Siegern und Medaillengewinnern für olympische und paralympischen Sommer- und Winterspiele anlässlich der Olympischen Sommerspiele 2024 in Paris eine lebenslange Versorgung ab dem 40. Lebensjahr auszuzahlen, die sich nach §31 Bundesversorgungsgesetz (BVG) richtet;
  2. sowie jährlich die voraussichtlich dafür notwendigen Mittel basierend auf dem Medaillenspiegel der jeweils letzten Olympischen und Paralympischen Spiele bereit zu stellen und der Deutschen Sporthilfe zur Verfügung zu stellen.

Berlin, den 8. April 2022

Dr. Alice Weidel, Tino Chrupalla und Fraktion

Begründung

In Polen bekommt jeder Medaillengewinner – neben einer Prämie in Höhe von 50.000, – Euro für Gold – ab seinem 40. Lebensjahr eine lebenslange, steuerfreie Rente. Die Höhe wird jährlich auf Basis des Grundbetrags für Beamtenkorps, multipliziert mit 1,4, ermittelt (https://pl.wikipedia.org/wiki/Emerytura_olimpijska). Das sind zurzeit (30.03.2022) 3657 PLN bzw. 777,83 Euro (Umrechnungskurs vom 28.03.2022) bei einem durchschnittlichen Einkommen von umgerechnet 1.000, – Euro (https://polenjournal.de/wirtschaft/4207-wie-viel-hat-man-2020-in-polen-verdient).

Im Gegensatz zu den polnischen erhalten die deutschen Medaillengewinner eine Prämie, die seit 2014 nicht erhöht wurde. Die Deutsche Sporthilfe sieht in der Zahlung der Olympia-Prämien nicht ihre Kernaufgabe und weist Forderungen nach einer Anhebung zurück. „Es ist nicht unsere Aufgabe, weil wir die dauerhafte Förderung, also die Unterstützung des Wegs zum Erfolg als unsere Mission definiert haben“ – so der Vorstandsvorsitzende Thomas Berlemann. Er führt weiter aus, „unsere Mission ist nicht ausschließlich, Erfolg zu belohnen, sondern kontinuierlich Athleten zu entwickeln und sicher zu stellen, dass sie erfolgreich sein können und am Endes vielleicht in unserer „Hall of Fame“ landen“ (https://www.allgaeuer-zeitung.de/sport/sporthilfe-plant-keine-erhoehung-der-olympia-praemien_arid-312361). 

Mehrfach gestellte Anträge der AfD auf Anhebung der Prämien wurden von den Fraktionen der CDU/CSU, SPD, FDP, BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN und DIE LINKE ebenfalls abgelehnt (Antrag „Angemessene Prämien für Olympiasieger, Paralympics Sieger, Medaillengewinner und Platzierte für Tokio 2021“ Drs. 19/19161; Antrag „Erhöhung der Prämien für Olympiasieger, Paralympics Sieger, Medaillengewinner und Platzierte ab den Olympischen und Paralympischen Sommer- und Winterspielen Peking 2022 und Paris 2024“ Drs. 20/194). In den Beschlussempfehlungen (Drs. 19/20765 vom 02.07.2021 und Drs. 20/523 vom 26.01.2022) wurde erklärt, dass „eine einseitige Fokussierung auf Medaillengewinne bei Olympischen Spielen Fehlanreize setze, es vielmehr entscheidend sei, die Athleten während ihrer gesamten Laufbahn bestmöglich finanziell zu fördern“.

„Eine Medaille ist nicht vier Jahre Arbeit, sie ist ein halbes Leben“ – so der Ruderer Richard Schmidt (https://www.zeit.de/sport/2019-01/olympiasieger-gehalt-spitzensport-studie/komplettansicht).

Spitzensportler investieren viel. Damit sie sich ganz auf ihre sportliche Karriere konzentrieren können, ohne sich um ihren Lebensunterhalt sorgen zu müssen, erhalten sie im Rahmen der Spitzensportförderung eine Förderung durch die deutsche Sporthilfe. Das Förderkonzept gliedert sich in vier Stufen (Basis-Förderung, Top-Team Future, Top-Team und Nachaktiven-Förderung) und richtet sich an der sportlichen Leistung und der internationalen Perspektive aus. Um die Lücke zwischen Spitzensport und Eintritt in den Beruf zu schließen, erhalten die Kaderathleten zusätzlich einen monatlichen Betrag für die Altersvorsorge – allerdings nur während ihrer Zeit als Kaderathlet. Danach gibt es im besten Fall eine Nachaktiven-Förderung in einer Höhe bis zu 500, – Euro pro Monat für maximal drei Jahre (https://www.sporthilfe.de/athletenfoerderung/foerderkonzept). Für viele ist die Förderung oftmals die Existenzgrundlage; sparen für das Alter ist da nicht möglich.

Obwohl sich der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) bemüht, mit Förderprogrammen eine duale Karriere der Kaderangehörigen zu begünstigen, ist die Verbindung von Spitzensport und beruflicher Karriere schwierig. Die Auswahl des Studienfachs oder der Ausbildung ist oft verbunden mit der Nähe zu einem Olympischen Stützpunkt, die Studien- und Ausbildungszeiten verlängern sich und der Berufseinstieg erfolgt sehr viel später.

Einer Studie aus dem Jahr 2019 zufolge verlieren Spitzensportler im Alter zwischen 18 und 30 Jahren ein Bruttoeinkommen von durchschnittliche 58.000, – Euro. Nimmt man den späten Berufseinstieg und die fehlende Einzahlung in die Altersvorsorge noch dazu, sind es eher 80.000, – Euro – so Prof. Christoph Breuer von der DSHS Köln (https://www.zeit.de/sport/2019-01/olympiasieger-gehalt-spitzensport-studie/komplettansicht). Diese Beträge sind in den vergangenen Jahren eher noch gestiegen. Noch immer ist häufigster Abbruchgrund, dass die berufliche Laufbahn der sportlichen Karriere vorgezogen wird. Auf diese Weise gehen dem Spitzensport einige hoffnungsvolle Talente verloren.

Die Athleten-Förderung ist wichtig und notwendig. Allerdings beschränkt sich diese nur auf die aktive Zeit; danach ist der ehemalige Leistungssportler „auf sich allein gestellt“. Das ist aus unserer Sicht zu kurzfristig gedacht. Leistung und Auftreten deutscher Spitzensportler tragen zum Ansehen Deutschlands in aller Welt bei. Da ist es mehr als angemessen, dass Top-Leistungssportler, deren Leistung zu einem Medaillengewinn führt, mehr als eine Prämie erhalten.

Viele deutsche Spitzensportler, die nicht genug verdienen konnten und zudem erst sehr spät ihre Ausbildung bzw. das Studium begonnen haben, stehen nach ihrer Karriere vor einer ungewissen Zukunft. Nicht davon betroffen sind die Spitzensportler, die offiziell beim Zoll, Polizei oder Bundeswehr angestellt sind und nach Ende der Karriere nahtlos in den entsprechenden Dienst übergehen. Allerdings ist die überwiegende Zahl der Spitzenathleten nicht in derartigen Angestelltenverhältnissen.

Bei den Olympischen Spielen in Tokio war das Team Deutschland insgesamt mit 434 Athletinnen und Athleten vertreten, davon kamen 154 aus der Sportförderungsgruppe der Bundeswehr (https://www.bundeswehr.de/de/ueber-die-bundeswehr/sport-in-der-bundeswehr/veranstaltungen/olympia-tokio-2020) und 20 von der Bundespolizei ((https://www.bundespolizei.de/Web/DE/04Aktuelles/02Sportmeldungen/2021/210809_Tokio2020.html?nn=5931640). Bei den Paralympischen Spielen nahmen von den 134 nominierten Athletinnen und Athleten 18 Sportlerinnen und Sportler sowie 2 Sportsoldaten und ein Auszubildender teil, die durch die Bundeswehr gefördert wurden. Insgesamt waren es sowohl bei den Olympischen als auch bei den Paralympischen Spielen weniger als 50% der Athleten.

Neben den finanziellen Aspekten kritisieren die Athleten vermehrt, die immer gering werdende Wertschätzung ihnen und ihrer Leistung gegenüber. So sagt die die ehemalige deutsche Schwimmerin und mehrfache Olympiasiegerin Britta Steffen: „Die Wertigkeit des Leistungssports nimmt in der Gesellschaft immer weiter ab. In den 1990er und früheren 2000er Jahren war Olympia noch ein Event. Heutzutage wird der Leistungssport und was die Athleten dort schaffen nicht mehr so wertgeschätzt. Viele Leute sehen nicht, was die Athleten für ihren Sport alles auf sich nehmen, meckern dann aber, wenn die sportliche Leistung einmal nicht stimmt (https://taz.de/Britta-Steffen-ueber-ihre-neue-Karriere/!5800771/)“. Im Rahmen der Anhörung des Sportausschusses am 06.04. berichtet die Rollstuhlbasketballerin und Kapitänin der deutschen Nationalmannschaft Mareike Miller, dass selbst die eigene Familie nicht versteht, warum man das Training einer Geburtstagsfeier vorzieht“. Nach einer Studie unter Olympia-Athleten 2021 fehlt fast der Hälfte der Befragten (44%) die Wertschätzung der Gesellschaft und sogar mehr als zwei Drittel (69%) fühlten sich von der Politik nicht wertgeschätzt (https://www.faz.net/aktuell/sport/sportpolitik/studie-nach-olympia-bilanz-es-fehlt-am-wichtigsten-im-spitzensport-17637279.html).

Diese insgesamt negative Entwicklung veranlasst sicherlich einige hoffnungsvolle Nachwuchstalente, keinen Spitzensport zu betreiben. Will man in Zukunft wieder auf den vorderen Medaillenrängen vertreten sein, muss sich das ändern. Geht es um mehr Geld für Olympiasieger, wird vielfach davor gewarnt, dass man damit Fehlanreize setzt. Die Aussicht auf eine lebenslange Versorgung setzt nach unserer Meinung keine Fehlanreize, sondern ist eher für viele Leistungssportler ein Anreiz weiterzumachen und nicht die sportliche Karriere vorzeitig zu beenden.

Insofern fordern wir für Olympiasieger, Paralympics Sieger und Medaillengewinner eine monatliche Versorgung ab dem 40. Lebensjahr. Als Bezugnahme der Berechnung bietet sich § 31 Bundesversorgungsgesetz (BVG) an, da der Betrag über die KOV-Anpassungsverordnung jährlich zum 01. Juli angepasst und damit zum gleichen Zeitpunkt wie die gesetzlichen Renten dynamisiert wird. Danach würde die Versorgung per 01.07.2022 854,- Euro betragen.

Die Versorgung für die Sportler ist zu 100% aus Steuern zu finanzieren.

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